Sonstige


Oma Gerdas Facebook-Lover
Mithilfe ihres Superenkels Justus entdeckt Oma Gerda die wundersame Welt der Social Medias.
Justus erklärt ihr zunächst, wie ihr Smartphone funktioniert und lässt sich dann auch von ihr überreden, ihr Facebook zu installieren und zu erklären.
Das ein oder andere Mal stehen dem armen Jungen die Haare zu Berge, wenn seine Omi ihm irgendwelche Fragen stellt oder ihn mit ihren Problemen im Umgang mit sogenannten Freunden im Facebook konfrontiert. Denn sie beschränkt sich nicht darauf, mit Menschen befreundet zu sein, die sie kennen könnte, sondern irgendwann hat sie zum Beispiel das Gefühl, mit halb Afrika befreundet zu sein. Ein anderes Mal bittet ein Verehrer sie, ihm eine iTune-Karte zu besorgen. Leider hört Oma Gerda nicht immer auf den Rat ihres Enkels, sondern bringt sich oft selber in dumme Situationen, aus denen sie kaum einen Ausweg findet.
Für eine Frau, die auf die siebzig zugeht, ist es natürlich eine Freude, wenn immer wieder wesentlich jüngere Männer sie anschreiben und ihr erklären, was für eine wunderschöne Frau sie doch wäre. Welche Frau würde da nicht schwach werden?
Mit Humor und erhobenem Zeigefinger macht die Autorin auf die Fallen in den Sozialen Medien aufmerksam.
Leseprobe: Oma Gerdas Facebook-Lover
Ja aber ich wäre ja nicht Oma Gerda, wenn mich das auf Dauer befriedigt hätte. Während unseres nächsten Besuchs bei unserer Tochter fragte ich mal so ins Blaue hinein, was es denn wohl mit Facebook auf sich hätte. Die Familie sah sich etwas betreten an und Martina meinte dann, ich sollte da doch besser die Finger davon lassen. Das wäre zu gefährlich für ältere Leute (wer ist hier älter?), weil da so viele Betrüger im Netz unterwegs wären. Aha, dachte ich. Da hab ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Während mein Oller nur stumm daneben saß, weil er nun mal von Technik keine Ahnung hat, versuchte ich, sie weiter auszuhorchen. Aber leider ohne Erfolg. Aber so schnell gibt Oma Gerda ja nicht auf. Zufällig wurde kurz danach bei der Volkshochschule ein Kurs über Facebook, Instagram und Twitter ausgeschrieben. Ich hab mich also angemeldet und bin nichts wie hin. Ich hatte ja schon vor einiger Zeit erfolgreich den Kurs: „Keine Angst vor dem Computer“ absolviert, dann sollten diese Programme doch auch kein Problem für mich sein. Ich muss ja etwas kleinlaut gestehen, viel verstanden habe ich dort nicht unbedingt. Aber ich habe ja meinen Superenkel Justus. Der hat sich dann doch mal einen Samstagnachmittag Zeit genommen und mir Facebook auf meinem Computer und auch auf dem Handy installiert. So ganz nebenbei habe ich ihn dann gefragt, warum denn alle so betroffen waren, als ich nach Facebook gefragt hatte. Er druckste erst rum und meinte dann, dass seine Schwester Amelie schlechte Erfahrung gemacht hatte. Mehr wollte er mir aber um nichts in der Welt verraten. Da konnte ich noch so oft nachbohren. „Omi, lass es einfach. Ami ist so schon gestraft genug. Es wäre ihr nicht recht, wenn ich es dir erzähle.“ Schweren Herzens musste ich meine Neugier also unbefriedigt lassen. „So Omi, jetzt brauchen wir aber ein schönes Foto von dir für das Profilbild“, meinte er dann und zückte sein Handy. Aber ein Bild sah doofer aus als das nächste. Dann kam er auf die Idee, draußen im Park Fotos von mir zu knipsen und wir hatten so viel Spaß dabei, dass doch ein paar schöne Bilder entstanden sind. Die hat er dann auf meinen Computer geladen und wir haben das Beste ausgesucht. Als Hintergrund hat er eine wunderschöne Blume ausgesucht und mein Profilbild mitten in diese Blume hineingesetzt. Ich bin total stolz auf diesen Burschen und ehrlich gesagt, auch auf das Foto. Ich erkenne mich selber kaum wieder. Jedenfalls haben wir dann mein Profil erstellt und danach hat er mir erklärt, was das mit den Freunden und den Gruppen auf sich hat. So ganz hab ich das ja zunächst nicht kapiert. Aber er hat mich in ein paar Gruppen, in denen es um Handarbeiten und Strickmuster geht, angemeldet. Einfach toll, was man da alles für Nachrichten bekommt. Und dann hieß es für mich: Learning by doing. Ich bin zwar Oma und marschiere stramm auf die siebzig zu, aber trotzdem bin ich (hoffentlich) nicht total doof. Ja, und dann kamen tatsächlich schon bald einige Freundschaftsanfragen. Da ich nun mal nicht unhöflich bin, habe ich allen zugesagt. Es ist doch schön, wenn man viele Freunde hat. Da ich nicht rassistisch bin, habe ich auch Freundschaftsanfragen von Farbigen angenommen. Warum auch nicht?