Ulla Garden, Autorin
Über mich
Im Jahr 1952 erblickte ich in Südbaden das Licht der Welt. Nach meiner Ausbildung zur Chemielaborantin war ich bis zu meiner Pensionierung in verschiedenen Positionen in der Pharmaindustrie tätig. Seit über 30 Jahre bin ich mit einem Franzosen verheiratet, der mir die Schönheit und Kultur, besonders aber die Küche seines Landes näher gebracht hat. Wir leben seit einigen Jahren in Bad Bellingen im schönen Markgräflerland, wo ich mich in diversen Vereinen und Gruppen engagiere. Meine Freizeit verbringe ich gerne mit Reisen, Lesen, Gartenarbeit, Handarbeiten und Basteln. Die diversen Corona-Lockdowns haben mich auf die Idee gebracht, endlich meinen Traum zu verwirklichen und ein Buch zu schreiben.
Gerne kannst du mir eine E-Mail schreiben an kontakt@ulla-garden.de
Dieses Buch warnt auf humorvolle Weise vor Liebesbetrügern im Internet
Oma Gerdas Facebook-Lover
Mithilfe ihres Superenkels Justus entdeckt Oma Gerda die wundersame Welt der Social Medias.
Justus erklärt ihr zunächst, wie ihr Smartphone funktioniert und lässt sich dann auch von ihr überreden, ihr Facebook zu installieren und zu erklären.
Das ein oder andere Mal stehen dem armen Jungen die Haare zu Berge, wenn seine Omi ihm irgendwelche Fragen stellt oder ihn mit ihren Problemen im Umgang mit sogenannten Freunden im Facebook konfrontiert. Denn sie beschränkt sich nicht darauf, mit Menschen befreundet zu sein, die sie kennen könnte, sondern irgendwann hat sie zum Beispiel das Gefühl, mit halb Afrika befreundet zu sein. Ein anderes Mal bittet ein Verehrer sie, ihm eine iTune-Karte zu besorgen. Leider hört Oma Gerda nicht immer auf den Rat ihres Enkels, sondern bringt sich oft selber in dumme Situationen, aus denen sie kaum einen Ausweg findet.
Für eine Frau, die auf die siebzig zugeht, ist es natürlich eine Freude, wenn immer wieder wesentlich jüngere Männer sie anschreiben und ihr erklären, was für eine wunderschöne Frau sie doch wäre. Welche Frau würde da nicht schwach werden?
Mit Humor und erhobenem Zeigefinger macht die Autorin auf die Fallen in den Sozialen Medien aufmerksam.
- ISBN 978-3-71151-449-3
- 68 Seiten, Format Hardcover 13,2 x 20,9 cm
- Preis 18 €, erhältlich überall, wo es Bücher gibt.
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Für alle, die es romantisch lieben.
Mein eisiger Prinz mit dem glühenden Herzen
Freiin Marie-Estelle von Steineck, kurz Stella genannt und Erbprinz Ludwig kennen sich von Kindesbeinen an. Während des Studiums haben sie sich aus den Augen verloren. Als sie anlässlich eines Balls wieder aufeinander treffen, schießt Amor seine Pfeile ab, die ihre Ziele nicht verfehlen. Aber Stella zögert mit dem Ja-Wort, da sie nicht in einem goldenen Käfig leben möchten. Vor allem aber, da Ludwig offensichtlich Mühe hat, seine wahren Gefühlte zu zeigen.
- ISBN 979-8-88496-842-4
- 106 Seiten, Format Softcover 13,97 x 21,59 cm
- Preis 4,95 €, erhältlich über Amazon
- E-Book für 1,99 €
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*****
Hier möchte ich Euch meine beiden außergewöhnlichen Liebesromane vorstellen. Liebe, Herzschmerz, Spannung, Dramatik, dies alles gewürzt mit einer kleinen Prise Erotik. Diese Bücher wollt Ihr gar nicht mehr aus der Hand legen, bis sie zu Ende gelesen sind.
Frau Kaiser und die Steine auf ihrem Weg
Architektin Helene Kaiser – von Freunden und Verwandten Leni genannt – ist jung, hübsch und Single. Als sie bei einer Geburtstagsparty auf Johannes trifft, erkennt sie in ihm einen ihrer Ex-Auftraggeber wieder. Der vormals so unsympathische Klotz wohnt jetzt direkt nebenan und ist bei näherer Betrachtung alles andere als unattraktiv. Schon beim ersten Tanz löst sich Lenis Abneigung in Luft auf, immer stärker fühlt sie sich vom wortkargen Nachbarn angezogen. Bis Johannes einem Date zustimmt, sollen Monate vergehen. Doch Leni lässt sich nicht entmutigen, und ihre Beharrlichkeit zahlt sich aus. Als es endlich so weit ist, scheint ihr Glück zum Greifen nah. Wenn es da nicht eine unsichtbare Macht gäbe, die Leni immer wieder Steine in den Weg legt und ihre Liebe auf eine harte Probe stellt …
- ISBN 978-3-99107-470-0
- 176 Seiten, Format Softcover 13,5 x 21,5 cm
- Preis 15,50 €, erhältlich überall wo es Bücher gibt.
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Frau Kaiser und der Dämon
Leni Kaiser geht es schlecht. Nachdem ihr Mann Johannes sie vergewaltigt hat, liegt sie mit einer Hirnblutung und hochschwanger im Krankenhaus. Langsam kehren ihre Erinnerungen zurück. Doch Leni kann ihrem Mann verzeihen, den sie unerschütterlich liebt und der sich rührend um sie kümmert. Als ihre süßen Zwillinge geboren werden, scheint das Glück für sie vollkommen zu sein. Doch bald hat Johannes wieder mit unkontrollierbaren Wutanfällen zu kämpfen. Fühlt er sich von einer Frau bedrängt, wird er gewalttätig. Leni will Johannes helfen, seinem Trauma auf die Spur zu kommen. Aber er schweigt. Die Ehe mit ihrem Traummann entwickelt sich für Leni allmählich zum Alptraum. Siegt doch die Liebe?
- ISBN 978-3-99107-470-0
- 312 Seiten, Format Softcover 13,5 x 21,5 cm
- Preis 18,40 € oder als E-Book für 11,99 €.
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Tipp
Du möchtest gerne ein Buch mit persönlicher Widmung von mir für Dich oder als Geschenk für einen lieben Menschen haben? Ich sende es Dir gerne zu (innerhalb von Deutschland versandkostendfrei). Schreib einfach eine E-Mail an kontakt@ulla-garden.de
Aktuelle News
Neu! Neu! Neu!
Meine lebhafte Lesung am 26. Oktober 2022 in der Mediathek in Efringen-Kirchen kam sowohl bei den Zuhörern als auch der Leiterin der Mediathek gut an.
Gerne würde ich weitere Lesungen halten, bei Interesse melden Sie sich bitte per E-Mail unter kontakt@ulla-garden.de.
Das dritte Buch der „Frau Kaiser“-Serie (Spring über den Schatten Leni) war bei Read First in der Leserunde. Das Resultat war durchaus positiv.
Auch hierfür bekomme ich einen Verlagsvertrag. Ich werde das Manuskript nochmals überarbeiten. Es gibt dann drei neue Bände.
Ich habe an einem Schreibwettbewerb teilgenommen und Verlagsverträge für meine beiden Geschichten bekommen. 😃
Die erste Geschichte ist oben aufgeführtes Buch „Mein eisiger Prinz mit dem glühenden Herzen“.
Die zweite trägt den Titel „Fehltritt ins Glück“. Davon gibt es dann noch zwei Fortsetzungen.
Außerdem liegt ein Vertrag für ein weiteres Buch auf meinem Schreibtisch.
Ihr seht, es läuft was bei mir. Freut euch auf all die neuen Titel.
„Hi Ladys, ihr habt aber viel vor!“ Maximilian strahlte die beiden jungen Frauen, die mit Getränkekisten und vollen Einkaufstüten vor dem Lift in der Tiefgarage warteten, mit einem Lächeln an, das für eine gute Zahnpasta-Werbung taugen würde. Und er sah verdammt gut aus mit dem lockigen schwarzen Haar, den dunklen Augen, dem leicht nach oben gezwirbelten Schnauzbart und dem kleinen Bärtchen auf dem Kinn. „Logo, meine Freundin feiert heute ihren Geburtstag“, erwiderte eine der beiden jungen Frauen lachend. „Kommt doch einfach auch dazu, wir haben sowieso zu wenig Jungs“, ergänzte sie. „He Leni, komm, lad die beiden doch ein, oder hat es dir die Sprache verschlagen?“, forderte sie ihre Freundin auf.
Leni war tatsächlich sprachlos, aber eigentlich sollte sie ihre Freundin Julia ja kennen, die ließ kaum mal eine Gelegenheit für einen Flirt aus.
„Oh, ihr wollt auch in den vierten Stock“ plauderte Julia munter weiter als alle in den Lift eingestiegen waren und Johannes den Knopf für den vierten Stock gedrückt hatte.
Zu viert und dann noch mit den ganzen Einkäufen war es in der Kabine ziemlich eng, und Leni war nicht auf das Kribbeln gefasst, das sie plötzlich überkam, als sie so nah neben Johannes stand. Sie sah auf ihre Schuhspitzen und hoffte, dass der Lift nicht stecken blieb.
„Wohnt ihr auch hier?“, wollte Julia dann auch noch wissen.
„Ja also, ich wohne hier, und das ist mein Bruder Max, der ist zu Besuch hier“, erwiderte Johannes trocken, ohne eine Miene zu verziehen.
„Verdammt noch mal, Julia, weisch du denn nid, wer des isch?“, wetterte Leni los, nachdem sie die Sachen rein getragen und die Tür geschlossen hatten.
„Nö, aber die sind doch total süß, vor allem der Schwarzhaarige“, schwärmte Julia.
„Oh Mann, der andere isch doch der blöde Typ von nebenan, der die Wohnung einfach nid so haben wollte, wie ich sie entworfen habe, und du lädsch den einfach zu mir ein, du ticksch doch nid mehr ganz richtig.“ Leni war stinksauer.
„Na und, das macht doch nichts. Ich wette, die sind cool drauf und eine Bereicherung für deine Party“, plauderte Julia träumerisch weiter.
„Mensch Max, musst du denn immer alle Frauen anbaggern?“
„Hey, entspann dich Alter, die sind doch klasse. Du hast mir gar nicht gesagt, dass da so eine heiße Braut neben dir wohnt“, konnte Maximilian es sich nicht verkneifen, seinen Bruder zu provozieren. „Die sieht echt spitze aus, so stell ich mir die Lorelei vor, mit diesen langen goldenen Haaren“, schwärmte er weiter. „Sie ist irgendwie so natürlich und nicht so aufgedonnert wie die Blondine.“
„Wir gehen da auf keinen Fall hin“, unterbrach Johannes die Schwärmerei seines Bruders barsch.
„Und ob wir das tun, meinst du, ich lass mir die beiden entgehen? Wir gehen jetzt eine Kleinigkeit für das Geburtstagskind besorgen. Los, auf geht’s“, drängte Maximilian seinen Bruder.
„Du spinnst doch total!“
„Das ist ja wohl auch nichts Neues“, feixte Maximilian.
***
Einige Monate zuvor
„Tja Frau Kaiser, der Kunde ist König, auch wenn er noch so seltsame Wünsche hat, und ich wäre wirklich froh, wenn Sie sich endlich mit Herrn von Moeltenhoff einigen könnten. So langsam vergeht mir die Lust mit Ihnen beiden“, wurde Leni vom Bauleiter ermahnt.
„Ja sicher, der Kunde ist König – aber ich bin die Kaiserin.“ Das rutschte ihr einfach so raus.
Mit einem schallenden Lachen quittierte Ralf Steiner diesen Ausspruch. „Aber wissen Sie was, das können Sie ihm jetzt gleich selber sagen, da kommt er nämlich.“
Leni war erst mal total sprachlos, nach dem, was der Bauleiter ihr bisher über diesen schwierigen Kunden erzählt hatte, hatte sie einen älteren, mürrischen Herrn erwartet. Mit so einem jungen Mann hatte sie nicht gerechnet. Sie schätzte ihn auf Mitte bis Ende 30, wobei der Schutzhelm und das ernste Gesicht ihn vielleicht auch etwas älter wirken ließen.
„Nun Frau Kaiser, sie wollten doch mit dem Kunden reden“, versuchte der Bauleiter, sie aus der Reserve zu locken.
„Ja, ähm, also, ich habe da einen Vorschlag, wie wir uns vielleicht einigen könnten“, begann sie stockend. „Aber eins sage ich Ihnen gleich, Sie als Kunde sind zwar der König, aber ich bin die Kaiserin“, warf sie dann doch tatsächlich selbstbewusst ein.
Ein kurzes, erstauntes Lächeln, das aussah, als habe sich ein kleiner Sonnenstrahl durch eine Wolkendecke gestohlen, huschte über das bisher sehr ernste Gesicht des Kunden.
„Na dann lassen Sie mal seh’n“, erwiderte er nicht unbedingt sehr begeistert.
Leni erklärte ihm anhand der Zeichnungen auf ihrem Laptop ausführlich und sachlich in aller Ruhe ihre Ideen, wie sie sich wohl einigen könnten.
„Ja danke, ich melde mich dann wieder“, etwas verwirrt verabschiedete Johannes sich von den beiden und verließ die Baustelle.
„Ja sagen Sie mal, wie haben Sie das jetzt hingekriegt, der frisst Ihnen ja aus der Hand“, lachte der Bauleiter.
***
Die Brüder betraten die Wohnung, und kurz darauf war ein anerkennender Pfiff zu hören, worauf alle Gespräche wie auf Kommando verstummten.
„Wow, geile Wohnung! Die ist ja der Megaburner! Hey Joey, Alter, warum ist deine Wohnung nicht so hammermäßig geworden?“, ließ sich Maximilian in voller Lautstärke vernehmen.
In Leni kochte die Wut über diesen schwierigen Kunden wieder hoch. „Nun, ganz einfach, weil er es nicht so haben wollte“, ließ sie sich in etwas süffisantem Ton vernehmen. „Die romantischen Phantasien einer überkandidelten Architektin wollte er nicht in seiner Wohnung haben.“
Alle Augen waren jetzt auf Johannes gerichtet. Diejenigen, die die Geschichte kannten, hatten ein Grinsen im Gesicht, die Gesichter der anderen ähnelten eher Fragezeichen. Johannes war wie zur Salzsäule erstarrt und schaute Leni mit großen Augen und offenem Mund an.
„Ja ähm, also, ähm“, stammelte er „du bist, ähm, Sie sind die KAISERIN?“ „Das ist mir jetzt aber wirklich peinlich, ich hab Sie nicht wiedererkannt“, fügte er ziemlich kleinlaut hinzu und haderte im Stillen mit dem Bauleiter, der wohl seine Meinung über diese Architektin an sie weitergegeben hatte. Wohl oder übel mussten sie jetzt die Geschichte ihrer ersten Begegnung auf der Baustelle erzählen.
„Typisch mein großer Bruder“, Maximilian schüttelte den Kopf.
***
Das Wochenende und die kommende Woche vergingen, ebenso die nächste Woche, und Leni wurde immer unruhiger. Ich kann ihn doch nicht nochmal ansprechen, dachte sie, nicht ahnend, was sich da zusammenbraute. Die Zeit verging, und es kam ihr vor, als würde Johannes ihr gezielt aus dem Weg gehen. Sie war einfach nur traurig, und auch Romy war fassungslos. Eines Tages ergab es sich, dass sie gemeinsam im Lift nach oben fuhren, wobei sie ihn einfach nur fragend anschaute.
„Ja also, Lene, ähm, ich bin dir wohl eine Erklärung schuldig“, begann er zögernd. „Ich werde zum Jahresende nach Hamburg ziehen, ich habe da jemanden kennengelernt, und einen neuen Job habe ich dort auch schon.“
Leni hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand den Stecker gezogen. Sie konnte nichts darauf antworten, und da sie Tränen in den Augen hatte, drehte sie sich nur wortlos um, verließ den Lift und ging in ihre Wohnung. Mist, warum verliebe ich mich immer in die Falschen? dachte sie.
„Max, hast du das gewusst???“
„Was denn, Lenilein?“
„Dass dein Bruder eine andere hat! Warum hast du mir nichts gesagt?“ Sie schluchzte bitterlich.
„Hey Leni, ich weiß das doch auch erst seit kurzem. Da hat ihm jemand total den Kopf verdreht. Irgend so eine blöde Tussi, Tochter von einem renommierten Anwalt in Hamburg. Ich bin sicher, die will nur seinen Namen. Und das hab ich ihm auch gesagt. Aber er hört einfach nicht auf mich, ich bin ja nur der dumme kleine Bruder.“
„Was soll ich nur machen?“, jammerte sie.
„Ich fürchte, du kannst im Moment nichts machen, warte erst mal ab, bis er sich wieder abgekühlt hat.“
Gleich darauf klingelte das Handy von Maximilian erneut.
„Hallo Max, du, ähm, also, ich weiß nicht, ich glaube, ich habe da einen Riesenfehler gemacht.“
„Ja das hast du Bruderherz, du hast Leni das Herz gebrochen. Du Idiot!!! Wie kannst du nur?! Scheiße Mann, eh. Ich könnte dich würgen.“
„Aber ich kann doch jetzt nicht mehr zurück, der Vertrag mit der Kanzlei ist unterschrieben, die Wohnung ist so gut wie verkauft. Und wie soll ich Jessica das beibringen? Nein, ich kann nicht mehr zurück!“
„Natürlich kannst Du! Willst du wieder eine Beziehung eingehen, von der du von Beginn an nicht überzeugt bist?“
„Ich muss einfach weg von Freiburg, da sind so viele Erinnerungen, hier kann ich einfach nicht mehr glücklich werden.“
Die Brüder diskutierten noch einige Zeit über das Für und Wider, aber Johannes war nicht bereit, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Allerdings schärfte er seinem Bruder ein, die Finger von Leni zu lassen. „So einen treulosen Vagabunden wie dich hat sie schon mal gar nicht verdient.“
Währenddessen heulte sich Leni bei ihrer Freundin Romy aus. Sie verstand die Welt nicht mehr. Wieso musste immer ihr sowas passieren? Wer legte ihr immer solche Steine in den Weg? Sie schien das Pech anzuziehen.
***
„Hallo Frau Kaiser. Dieses Mal habe ich Sie aber sofort erkannt“, begrüßte er sie lachend, als sie aus dem Lift kam.
Sie musste ebenfalls lachen. „Tja, Kleider machen Leute.“ Sie hatte nämlich bewusst das gleiche Outfit gewählt, dass sie bei ihrer ersten Begegnung auf der Baustelle getragen hatte, hellblaue, eng geschnittene Jeans, die knapp über dem Knöchel endeten, ein weißes, eng anliegendes T-Shirt und einen dunkelblauen Blazer, dazu dunkelblaue Mokassins. Zudem hatte sie ihre rotblonden langen Haare wie an jenem Tag zu einem französischen Zopf geflochten. Privat trug sie ihr Haar meistens offen oder das Oberkopfhaar mit einer Spange am Hinterkopf zusammen genommen.
„Aber etwas fehlt noch“, meinte er lachend und tippte sich an den Kopf.
Sie erwiderte sein Lachen und meinte: „Ich glaube, die Leute hätten kein Verständnis, wenn ich hier mit dem Schutzhelm durchs Hotel laufen würde.“
Sie beschlossen, das Auto auf dem Hotelparkplatz stehen zu lassen und die S-Bahn zu nehmen. Sie schlenderten mal Händchen haltend, mal eng umschlungen durch die Stadt. In einem Café aßen sie eine Kleinigkeit, und abends fanden sie ein gutes Fischrestaurant. Als sie spät am Abend ins Hotel zurückkamen, nahmen sie an der Bar noch einen „Schlummertrunk“ und gingen dann auf ihr Zimmer.
***
„Hallo Stéphanie, sag mal, hast du was von Leni gehört?“, fragte Johannes beunruhigt.
„Nein, warum, ich dachte, die ist auf dem Weg zu dir?“, fragte seine zukünftige Schwiegermutter zurück.
„Normalerweise ruft sie mich immer an, wenn sie im Zug sitzt, damit ich weiß, wann sie hier ankommt. Ich versuche schon seit Stunden, sie zu erreichen, aber sie geht nicht an ihr Telefon.“
Höchst beunruhigt fuhr die Mutter in ihre Wohnung, um zu sehen, ob Lenis Tasche noch da wäre. Dort angekommen, stellte sie fest, dass die gepackte Reisetasche noch auf Lenis Bett stand.
Was hatte das zu bedeuten?
Sie rief Johannes zurück und ging dann zur Polizei, um ihre Tochter vermisst zu melden. Dort kannte man zwar die ganze Geschichte von Leni und Holger, meinte aber, dass es viel zu früh sei, um etwas zu unternehmen. Außerdem sei der Stalker doch vor 14 Tagen, nach seinem Auftritt vor Lenis Wohnung, in die Psychiatrie eingewiesen worden. Da Frau Kaiser aber hartnäckig blieb, fragte man in der Klinik nach und erfuhr, dass er tatsächlich vor ein paar Tagen abgehauen war. Die Mutter geriet in Panik und machte hysterisch die Polizei dafür verantwortlich, wenn Leni etwas passieren würde. Was die dortigen Beamten aber wenig beeindruckte. Jetzt ging erst mal alles seinen gemächlichen Gang, es wurde alles aufgenommen und eine Fahndung rausgegeben. Immerhin kam man dann auch auf die Idee, Johannes zu informieren, der sowieso schon außer sich vor Sorge war, da das Handy von Leni jetzt tot war. Er beschloss, erst mal in Hamburg zu bleiben, in der Hoffnung, dass sie doch noch irgendwie den Weg dorthin finden würde, während Frau Kaiser sich von ihrem Sohn abholen ließ. Für alle begann eine Zeit des Wartens, voller Bangen und Sorgen.
Was war mit Leni geschehen?
***
Johannes stöhnte kurz auf und schüttelte den Kopf. Er saß mit seiner Mutter Susanne und seinem Bruder Maximilian, den alle nur Max nannten, in einem Warteraum vor dem Operationssaal und hoffte, dass seine Frau Leni die Hirnblutung, die sie erlitten hatte, überleben wird. Zunächst war er voller Selbstmitleid und machte sich laut Vorwürfe, bis seine Mutter ihn angeherrscht hatte, dass sein Selbstmitleid jetzt auch nichts helfen würde. Mal knetete er seine Finger, dann wieder drehte an seinem Ehering, oder er fuhr sich mit der Hand durch das dunkelblonde, leicht wellige Haar, das er links gescheitelt und nach hinten gekämmt trug. Von Zeit zu Zeit nahm er den Ring vom Finger und betrachtete die Gravur, die sich darin befand:
Auf ewig Deine Kaiserin
War dieses „ewig“ vielleicht schon vorbei? Er hielt es einfach nicht mehr aus. „Wie lange dauert das denn noch?“ fragte er halblaut vor sich hin.
„Fuck!!! Halt einfach die Schnauze, Alter!!!“, brüllte sein Bruder ihn wütend an. „Ich dachte wirklich, du machst sie glücklich“ fuhr er anklagend fort.
„Aber sie ist doch glücklich“, erwiderte Johannes leise.
„Bis heute Morgen war sie das ja vielleicht, aber du Idiot machst doch wirklich alles kaputt“, ereiferte sich Max. „Hast du sie vielleicht auch noch geschlagen? Hat sie deshalb die Hirnblutung bekommen?“ Max war jetzt total aufgebracht.
Johannes schüttelte energisch den Kopf. „Nein, natürlich nicht, ich schlag doch meine Lene nicht“.
Max sprang mit geballten Fäusten auf. „Nein, aber vergewaltigen tust du sie, du Drecksack! Meinst du denn das ist weniger schlimm? Vor allem in ihrem Zustand! Und dann lässt du sie auch noch alleine da liegen“. Er war so wütend, dass er am liebsten auf seinen Bruder eingeschlagen hätte.
„Ich wollte das doch gar nicht“, sagte Johannes resigniert. „Wir hatten einen kleinen Streit und ich war schon ins Gästezimmer gegangen, um dort zu schlafen. Danach habe ich einen kompletten Filmriss. Als Lene dann aber so geschrien und mich so entsetzt angeschaut hat, hab ich gemerkt, was ich da mache und habe sofort aufgehört“. Er schüttelte erneut den Kopf: „Diesen Schrei und diesen Blick werde ich mein Leben lang nie wieder vergessen“. Er war entsetzt über sich selber. „Ich wollte dann eine Runde laufen gehen, um den Kopf frei zu kriegen, aber ich kenne mich in der Gegend noch nicht so gut aus und habe mich total verlaufen“.
„So blöd kannst doch wirklich nur du sein“, meinte Max immer noch total aufgebracht.
„Jungs, es bringt doch nichts, wenn ihr aneinander hoch geht“, ermahnte Susanne von Moeltenhoff die beiden. „Wir sind doch alle angespannt. Aber es dauert eben so lange wie es dauert. Wir können einfach nur hoffen“. Sie fuhr an Johannes gewandt fort: „Leni gibt sich selber die Schuld, aber sie meint, dass du da etwas falsch verstanden hast“.
„Was gibt es da falsch zu verstehen?“ erwiderte Johannes gequält. „Sie nimmt einfach keine Rücksicht auf ihre Schwangerschaft, und ist dann auch noch unzufrieden, wenn ich rücksichtsvoll bin“. Mehr wollte er sich nicht äußern, da er keinerlei Details ihres Sexuallebens preisgeben wollte. Für seine Verhältnisse hatte er schon viel zu viel gesagt.
Gegensätzlicher wie diese beiden Brüder konnte man eigentlich nicht sein. Während der wortkarge und oft ernst wirkende Jurist Johannes die hellen Haare, die graublauen Augen und die stämmige Statur eindeutig von der Mutter geerbt hatte, war der schlanke Max schwarzhaarig und hatte dunkle, fast schwarze, Augen. Seinen Schnurrbart hatte er an den Eden aufgezwirbelt, was ihm, zusammen mit seinem Lockenkopf, ein etwas verwegenes Aussehen gab. Zudem war er absolut kein Kind von Traurigkeit. In Gegenwart von Frauen hatte er stets ein Lächeln auf dem Gesicht und einen flotten Spruch auf Lager.
Sie hatten aber auch einige Gemeinsamkeiten, sie waren beide ungefähr eins achtzig groß und die regelmäßigen Besuche im Fitnessstudio sah man ihnen an. Aber vor allem – sie liebten die gleiche Frau, die zierliche, rotblonde, von allen Leni genannte Architektin Helene Kaiser. Nur Johannes fand dass Leni kindisch klang und nannte sie Lene. Max, der normalerweise nichts anbrennen ließ, war der Meinung, dass er für Leni sogar monogam geworden wäre.
Leni hatte sich aber in Johannes verliebt, obwohl der sie zunächst mit der Begründung, dass er noch um seine Frau und seinen Sohn trauere, die bei einem Autounfall ums Leben kamen, zurückgewiesen hatte. Da sie von Natur aus eher scheu und zurückhaltend war, ließ sie viel Zeit vergehen, genauer gesagt fast ein Jahr, bevor sie den Mut aufbrachte, ihn ansprach und um eine Verabredung bat. Er hatte zunächst zugesagt, sich bei ihr zu melden, ging ihr daraufhin aber aus dem Weg und gestand ihr eines Tages, dass er eine neue Beziehung habe, und nach Hamburg ziehen werde. Für Leni war eine Welt zusammengebrochen. Aus Verzweiflung ließ sie sich einige Monate später mit Oliver ein, der war ihr dann aber zu pervers und sie trennte sich nach einigen Wochen wieder von ihm.
Auch die Beziehung von Johannes mit Jessica war nicht das, was er sich erhofft hatte. Auf Anraten von Max und seinem neuen Hamburger Freund Henrik, der Jessica kannte, beendete er diese Beziehung bald nach dem er nach Hamburg gezogen war. Sein Chef war zwar außer sich, da er ihm die Nachfolge der Kanzlei versprochen hatte, wenn er seine Tochter Jessica heiraten würde, aber das Opfer war Johannes doch zu groß und zudem konnte er Leni nicht vergessen.
Obwohl Max sich vom ersten Augenblick an in sie verliebt hatte, war er es, der Leni vor etwas über einem Jahr drängte zu Johannes nach Hamburg zu reisen, was sie dann auch tat. Seit dem waren Johannes und Leni ein Paar. Sie hatten im März standesamtlich und im Juni kirchlich geheiratet, wohnten jetzt zusammen am Stadtrand von Leipzig und freuten sich auf die Zwillinge, die im November zur Welt kommen sollten.
***
Es war also doch kein Alptraum dachte Johannes als er aufwachte. Er fühlte sich total steif und er musste dringend zur Toilette. Er ging auf den Gang und suchte nach jemandem, der ihm den Weg zur Toilette zeigen konnte. Danach schickte ihn die besorgte Pflegerin in die Cafeteria, um zu frühstücken. Er musste zugeben, dass das Frühstück ihm gut getan hatte. Zwischendurch hatte er mit seiner Mutter telefoniert, um ihr zu sagen, dass Lenis Zustand unverändert wäre. Zum Glück hatte seine Mutter ihm, bevor sie ging, die Tasche von Leni ihn die Hand gedrückt, so dass er jetzt Geld hatte, um sein Frühstück zu bezahlen. In der Hektik war er ohne Geld und Papiere aus dem Haus gegangen. Er kam sich allerdings etwas seltsam vor, als er in die Tasche seiner Frau griff um den Geldbeutel raus zunehmen. Er hatte ihr ihre Privatsphäre gelassen, ebenso wie sie ihm seine. Auch in so kleinen Dingen. Es wäre ihm normalerweise nie in den Sinn gekommen, ihre Tasche zu öffnen.
Aber was war seit gestern Morgen schon normal?
Und Johannes tätigte noch einen Anruf. Seine Mutter hatte ihm nach seiner Ankunft in der Klinik die Visitenkarte einer Psychologin in die Hand gedrückt. Er war zunächst verwirrt, aber seine Mutter bestand darauf, denn sie war jetzt überzeugt davon, dass ihr Sohn professionelle Hilfe brauchte.
Leni hatte am vorherigen frühen Morgen, nach dem Johannes sich an ihr vergangen hatte, verfrühte Wehen bekommen. Da Johannes nicht da war und sie wegdrückte, als sie ihn anrufen wollte, rief sie in ihrer Verzweiflung ihre Freundin Sarah an. Sarah Fischer war Gynäkologin und wohnte in Lenis Heimatstadt Freiburg. Sie befahl ihr, sofort den Notarzt zu rufen, was Leni dann auch machte. Außerdem verständigte Sarah die Familie von Johannes, die auf einen Gutshof im Münsterland lebte, worauf die Mutter und Max sofort nach Leipzig fuhren. Ihre eigene Mutter wollte Leni nicht behelligen, da diese immer sofort in Panik verfiel, und das konnte sie in dieser Situation absolut nicht gebrauchen.
Während der Untersuchung stellte der Gynäkologe fest, dass Leni Gewalt angetan wurde und da Leni das zuerst nicht zugeben wollte, schickte er die Psychologin zu ihr ans Bett. Dort war inzwischen auch schon ihre fassungslose Schwiegermutter eingetroffen. Susanne von Moeltenhoff hatte ihrer ersten Schwiegertochter nicht geglaubt, als die sich bei ihr über Johannes beklagt hatte und von Vergewaltigungen sprach. Umso entsetzter war sie, als sie erfuhr, was er mit Leni gemacht hatte. Sie konnte das absolut nicht verstehen, denn die beiden schienen doch so glücklich miteinander gewesen zu sein. Sie hatte ihren Sohn bisher nie so oft lächeln sehen. Leni schien ihn irgendwie verzaubert zu haben.
Die Psychologin hatte nach ihrem Gespräch mit Leni ihre Visitenkarte auf den Nachttisch gelegt, mit der Bitte, dass Leni und ihr Mann sich am besten gemeinsam bei ihr melden sollten. Einen Moment später war Leni dann mit einem Griff an ihren Kopf zusammengesackt. Während Leni sofort zum CT gebracht wurde, hatte Susanne Lenis Tasche, ihr Handy und die Visitenkarte an sich genommen, denn sie hatte schon geahnt, dass es etwas Ernstes war und dass Leni nicht auf die Gynäkologie zurückgebracht werden würde.
***
Nachdenklich ging Johannes zur Intensivstation zurück. Was ist mit mir nicht in Ordnung? überlegte er. Ich bin doch mittlerweile erwachsen. Ist es möglich, dass der Dämon, von dem ich mich früher so oft bedroht fühlte, wieder zurückgekommen ist?
Immer noch in Gedanken versunken saß er am Bett und betrachtete seine Frau. „Liebste Lene, du bist das Beste was mir je passieren konnte. Wie soll das mit uns weitergehen? Liebst du mich noch, nachdem was ich dir angetan habe?“ sprach er leise mit ihr. Er begann wieder ihren Bauch zu streicheln und spürte sofort die Bewegungen der Kinder. „Ich liebe euch und hoffe so sehr, dass wir eine glückliche Familie werden“, fuhr er fort und hoffte, dass seine Stimme Leni irgendwie erreichte.
Er blieb wieder die ganze Nacht bei ihr am Bett sitzen, bis seine Mutter morgens kam und ihn nach Hause schickte. Als er am späten Nachmittag wieder in die Klinik kam, sagte ihm der Arzt, dass sie nochmals ein CT gemacht hätten und keine Blutungen mehr festgestellt werden konnten. Der Druck im Gehirn habe nachgelassen, so dass sie am nächsten Morgen anfangen wollten, die Sedierung runterzufahren um Leni langsam aufwachen zu lassen. Johannes nickte erleichtert. Der Arzt machten ihn aber darauf aufmerksam, dass wahrscheinlich mit neurologischen Störungen, wie etwa Sprach- oder Gleichgewichtsstörungen zu rechnen sei. Man werde aber sofort mit Rehabilitations-Maßnahmen beginnen, um die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.
Nachdem der Arzt aus dem Raum gegangen war, überlegte Johannes, was für Beeinträchtigungen er wohl gemeint hatte und wie sich das auf das Leben von Leni auswirken würde. Was heißt so gut wie möglich? Wird sie behindert sein? fragte er sich. Wie sollte sein Leben weitergehen mit zwei Babys und einer behinderten Frau? Er seufzte verzweifelt und schüttelte den Kopf. „Oh Lene, Schätz-chen, bitte, bitte werde wieder gesund. Nicht für mich, aber für die beiden Kiddies. Die brauchen doch ihre Mutter“.
***
Ja aber ich wäre ja nicht Oma Gerda, wenn mich das auf Dauer befriedigt hätte. Während unseres nächsten Besuchs bei unserer Tochter fragte ich mal so ins Blaue hinein, was es denn wohl mit Facebook auf sich hätte. Die Familie sah sich etwas betreten an und Martina meinte dann, ich sollte da doch besser die Finger davon lassen. Das wäre zu gefährlich für ältere Leute (wer ist hier älter?), weil da so viele Betrüger im Netz unterwegs wären. Aha, dachte ich. Da hab ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Während mein Oller nur stumm daneben saß, weil er nun mal von Technik keine Ahnung hat, versuchte ich, sie weiter auszuhorchen. Aber leider ohne Erfolg. Aber so schnell gibt Oma Gerda ja nicht auf. Zufällig wurde kurz danach bei der Volkshochschule ein Kurs über Facebook, Instagram und Twitter ausgeschrieben. Ich hab mich also angemeldet und bin nichts wie hin. Ich hatte ja schon vor einiger Zeit erfolgreich den Kurs: „Keine Angst vor dem Computer“ absolviert, dann sollten diese Programme doch auch kein Problem für mich sein. Ich muss ja etwas kleinlaut gestehen, viel verstanden habe ich dort nicht unbedingt. Aber ich habe ja meinen Superenkel Justus. Der hat sich dann doch mal einen Samstagnachmittag Zeit genommen und mir Facebook auf meinem Computer und auch auf dem Handy installiert. So ganz nebenbei habe ich ihn dann gefragt, warum denn alle so betroffen waren, als ich nach Facebook gefragt hatte. Er druckste erst rum und meinte dann, dass seine Schwester Amelie schlechte Erfahrung gemacht hatte. Mehr wollte er mir aber um nichts in der Welt verraten. Da konnte ich noch so oft nachbohren. „Omi, lass es einfach. Ami ist so schon gestraft genug. Es wäre ihr nicht recht, wenn ich es dir erzähle.“ Schweren Herzens musste ich meine Neugier also unbefriedigt lassen. „So Omi, jetzt brauchen wir aber ein schönes Foto von dir für das Profilbild“, meinte er dann und zückte sein Handy. Aber ein Bild sah doofer aus als das nächste. Dann kam er auf die Idee, draußen im Park Fotos von mir zu knipsen und wir hatten so viel Spaß dabei, dass doch ein paar schöne Bilder entstanden sind. Die hat er dann auf meinen Computer geladen und wir haben das Beste ausgesucht. Als Hintergrund hat er eine wunderschöne Blume ausgesucht und mein Profilbild mitten in diese Blume hineingesetzt. Ich bin total stolz auf diesen Burschen und ehrlich gesagt, auch auf das Foto. Ich erkenne mich selber kaum wieder. Jedenfalls haben wir dann mein Profil erstellt und danach hat er mir erklärt, was das mit den Freunden und den Gruppen auf sich hat. So ganz hab ich das ja zunächst nicht kapiert. Aber er hat mich in ein paar Gruppen, in denen es um Handarbeiten und Strickmuster geht, angemeldet. Einfach toll, was man da alles für Nachrichten bekommt. Und dann hieß es für mich: Learning by doing. Ich bin zwar Oma und marschiere stramm auf die siebzig zu, aber trotzdem bin ich (hoffentlich) nicht total doof. Ja, und dann kamen tatsächlich schon bald einige Freundschaftsanfragen. Da ich nun mal nicht unhöflich bin, habe ich allen zugesagt. Es ist doch schön, wenn man viele Freunde hat. Da ich nicht rassistisch bin, habe ich auch Freundschaftsanfragen von Farbigen angenommen. Warum auch nicht?
Stella machte ihrem Unmut Luft: „Das ist doch wie auf einer Viehauktion. Fehlt nur noch, dass wir den Mund aufmachen müssen, damit sie uns die Zähne kontrollieren können!“
Während ihr Vater, Konrad Freiherr von Steineck, erfolglos ein Grinsen zu verbergen suchte, tadelte ihre Mutter sie streng. Genervt hob Stella den Blick und schaute direkt auf eine Männerhand, die auf dem Treppengeländer ruhte. Es war eine schön geformte Männerhand mit langen schlanken Fingern. Am kleinen Finger steckte ein auffälliger Ring. Verträumt stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn diese Hand sie streicheln würde.
Zahlreiche Familien, die einen Adelstitel trugen und Kinder im heiratsfähigen Alter hatten, waren anwesend. Der offizielle Anlass war die Feier des 30. Geburtstags des Erbprinzen Ludwig. Aber jeder wusste, dass Fürstin Zita ihren ältesten Sohn und auch ihre Tochter Elisabeth unter die Haube bringen wollte.
Stella wäre lieber in ihrer Studentenbude in Freiburg geblieben, um sich auf ihr Abschlussexamen als Pharmazeutin vorzubereiten. Aber ihre Eltern hatten darauf bestanden, dass sie mitkam. Eine Einladung des Fürsten, auch wenn es nur ein kleines unbedeutendes Fürstentum war, lehnte man einfach nicht ab.
„Wären Papa und Fürst Ferdinand nicht befreundet, dann hätte man uns doch gar nicht eingeladen“, maulte sie dann auch weiter.
„Mon Dieu“, schimpfte ihre Mutter. „Du tauchst hier in diesem unmöglichen Kleid auf. Und dann bist du auch noch schlecht gelaunt! Sei jetzt endlich still und lächle, wie sich das gehört.“
Stella trug ein dunkelgrünes Ballkleid, das sie sich nach Erhalt der Einladung selbst genäht hatte. Der Schnitt mit dem Miederoberteil, den kurzen Flügelärmeln und dem weiten Rock, der vorne etwas kürzer war, hatte ihr auf Anhieb gefallen. Der Taftstoff war für ihre Verhältnisse sündhaft teuer gewesen. Das Oberteil hatte aufgedruckte Rosen in einem etwas helleren Grün. Der Rock war einfarbig, erschien aber je nach Lichteinfall mal heller oder dunkler. Die Farbe passte wunderbar zu ihrem feuerroten Haar. Die anderen jungen Frauen trugen Ballkleider in Pastellfarben mit viel Tüll, und so fiel sie sofort auf.
Sie seufzte, als sie an die vielen Stunden dachte, die sie mit Nähen verbracht hatte, statt an ihrer Examensarbeit zu schreiben. Aber ein Ballkleid konnte sie sich nicht leisten, auch wenn sie im Moment ein Praktikum machte, und damit etwas Geld verdiente. Ihr Vater konnte mit Mühe den Stammsitz der Familie, ein kleines Schloss im Schwabenland, erhalten und somit war das Geld in der Familie knapp. Ihre Mutter und ihre Schwester hatten sich offenbar Kleider geliehen. Aber das wollte Stella nicht. Außerdem war das auch nicht unbedingt billig.
Ein Raunen ging durch den Raum als die große Flügeltür des Ballsaals geöffnet und die erste Familie aufgerufen wurde. Es dauerte sehr lange bis Stella und ihre Familie an der Reihe waren. Da sie nur von niedrigem Adel waren, gehörten sie zu den letzten.
Sie betraten den Saal und wurden namentlich vorgestellt: „Konrad Freiherr von Steineck, Marie-Christine Freifrau von Steineck, Princesse de Prouvault, Freiin Marie-Estelle von Steineck und Freiin Friedericke von Steineck. Auf einem Podium saßen der Fürst und seine Familie in thronartigen Sesseln. Ihr Vater verbeugte sich tief, Mutter und Schwester fielen links und rechts von ihr in einen Hofknicks. Stella blieb zunächst wie angewurzelt stehen. Ihr Blick fiel auf die Hand mit dem Ring am kleinen Finger, die auf einer Sessellehne ruhte. Sie errötete bis unter die Haarwurzeln und hoffte, dass Ludwig sie auf der Treppe nicht gehört hatte. Erst als ihre Mutter ihr ungehalten etwas zuraunte, vollführte sie ebenfalls einen eleganten Knicks. Neugierig blickte sie kurz auf und sah wie Ludwig sie anlächelte.
Der Fürst wechselte ein paar freundliche Worte mit seinem Freund Konrad, bevor die Familie den Saal verlassen konnte.
„Aus dem kleinen Wildfang ist wirklich eine hübsche junge Frau geworden“, meinte der Fürst schmunzelnd. Ludwig nickte zustimmend. Stella hatte die schlanke, grazile Figur ihrer Mutter geerbt. Ihre Schwester Friedericke dagegen wirkte etwas plump.
„Kommt bloß nicht auf die Idee, diese rothaarige Hexe ins Auge zu fassen!“, protestierte die Fürstin sofort.
Vater und Sohn grinsten sich verschwörerisch an.
***
Bis der Ball endlich begann, war Stella durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Sie kannte Ludwig schon immer. Die beiden Väter hatten gemeinsam das Internat besucht und waren seit dem Freunde. Ihre Familien hatten jedes Jahr zusammen eine Woche in der Sommerresidenz des Fürsten verbracht. Sie war ein sehr wildes Kind gewesen, während Ludwig immer still und zurückhaltend war. Obwohl er sechs Jahre älter war, hatten sie sich als Kinder prächtig verstanden. Als Teenager hatte sie dann von ihm geschwärmt. Aber seit er vor einigen Jahren an eine Universität in den USA gegangen war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und seit sie selber studierte, war sie kaum noch bei der Fürstenfamilie zu Besuch gewesen. Lieber hatte sie in den Semesterferien gearbeitet, um sich ihr Studium zu verdienen.
Ludwig tanzte brav mit allen potentiellen Heiratskandidatinnen. Stella verfolgte ihn immer wieder mit ihren Blicken. Wenn sich ihre Blicke trafen, errötete sie leicht. Er sah gut aus in seinem Smoking. Sein langes blondes Haar hatte er im Nacken mit einer schwarzen Schleife zusammengebunden.
Dann war es soweit, er stand vor ihr und forderte sie mit einer kleinen Verbeugung zum Tanz auf. Sie lächelte ihn scheu an und begab sich an seinem Arm zur Tanzfläche. Zunächst tanzten sie schweigend. Auf die Schmetterlinge, die plötzlich während des Tanzens in ihrem Bauch flatterten, war sie nicht gefasst.
„Ich habe jede Geburtstagskarte aufgehoben, die du mir während der ganzen Jahre geschickt hast“, sagte Ludwig leise. Stella lächelte, als sie daran dachte, wie sie ihm die erste Karte schrieb, als sie kaum schreiben gelernt hatte.
„Warum habe ich dieses Jahr keine bekommen?“, riss er sie aus ihren Gedanken.
„Oh, dieses Jahr wollte ich sie dir persönlich überreichen“, erwiderte sie lächelnd.