Liebesromane


Mein eisiger Prinz mit dem glühenden Herzen
Freiin Marie-Estelle von Steineck, kurz Stella genannt und Erbprinz Ludwig kennen sich von Kindesbeinen an. Während des Studiums haben sie sich aus den Augen verloren. Als sie anlässlich eines Balls wieder aufeinander treffen, schießt Amor seine Pfeile ab, die ihre Ziele nicht verfehlen. Aber Stella zögert mit dem Ja-Wort, da sie nicht in einem goldenen Käfig leben möchten. Vor allem aber, da Ludwig offensichtlich Mühe hat, seine wahren Gefühle zu zeigen.

Fehltritt ins Glück – 1
Als Susanne bei einem unbedachten Schritt rückwärts ihrem Hintermann auf den Fuß steigt, ahnt sie nicht, dass dieser „Fehltritt“ ungeahnte Auswirkungen auf ihr weiteres Leben hat. Denn ihr „Opfer“ der junge Arzt Thomas Beckmann hat sich Knall auf Fall in sie verknallt und versucht hartnäckig mit ihr in Kontakt zu kommen. Doch erst als sie zufällig beruflich aufeinander treffen, funkt es auch bei Susanne. Und damit beginnt ein Liebesabenteuer voller Gefühle aber auch mit Irrungen und Konflikten.


Fehltritt ins Glück – 2
Bald nach ihrer Hochzeit heißt es für Susanne und Thomas Abschied nehmen – sie verlassen den schönen Breisgau und ziehen nach Norddeutschland. Dort übernimmt Thomas eine Landarztpraxis und Susanne wird als Lehrerin an einer Gesamtschule unterrichten. Schnell leben sie sich in der kleinen Stadt in der Lüneburger Heide ein, und ihr Glück scheint vollkommen zu sein.
Doch dieses Glück scheint in Gefahr als eine von Susannes Schülerinnen behauptet, von Thomas schwanger zu sein. Und dieser hat ein Problem, eine Beziehung zu dem Mädchen abzustreiten.
Voller Wut und Enttäuschung flieht Susanne zu ihren Eltern nach Freiburg. Wird ihre noch so junge Ehe zerbrechen? Oder gibt es für die beiden doch noch ein Happy End?

Fehltritt ins Glück – 3
Mittlerweile sind Susanne und Thomas Eltern eines kleinen Jungen. Doch das Glück der jungen Familie bleibt nicht ungetrübt. Susannes Mutter stirbt bei einem Autounfall was die bereits wieder schwangere Frau hart trifft. Und des es wieder ein Junge werden wird, lässt sie auch nicht unberührt, hatte sie sich doch sehnlichst ein Mädchen gewünscht. Derweil muss sich Thomas den Nachstellungen eine liebestollen Stalkerin erwehren. Doch dann ist das Glück fast vollkommen, denn aller guten Dinge sind drei, und wieder ist ein Kind unterwegs. Wird es diesmal ein Mädchen?
Leseprobe: Mein eisiger Prinz mit dem glühenden Herzen
Stella machte ihrem Unmut Luft: „Das ist doch wie auf einer Viehauktion. Fehlt nur noch, dass wir den Mund aufmachen müssen, damit sie uns die Zähne kontrollieren können!“
Während ihr Vater, Konrad Freiherr von Steineck, erfolglos ein Grinsen zu verbergen suchte, tadelte ihre Mutter sie streng. Genervt hob Stella den Blick und schaute direkt auf eine Männerhand, die auf dem Treppengeländer ruhte. Es war eine schön geformte Männerhand mit langen schlanken Fingern. Am kleinen Finger steckte ein auffälliger Ring. Verträumt stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn diese Hand sie streicheln würde.
Zahlreiche Familien, die einen Adelstitel trugen und Kinder im heiratsfähigen Alter hatten, waren anwesend. Der offizielle Anlass war die Feier des 30. Geburtstags des Erbprinzen Ludwig. Aber jeder wusste, dass Fürstin Zita ihren ältesten Sohn und auch ihre Tochter Elisabeth unter die Haube bringen wollte.
Stella wäre lieber in ihrer Studentenbude in Freiburg geblieben, um sich auf ihr Abschlussexamen als Pharmazeutin vorzubereiten. Aber ihre Eltern hatten darauf bestanden, dass sie mitkam. Eine Einladung des Fürsten, auch wenn es nur ein kleines unbedeutendes Fürstentum war, lehnte man einfach nicht ab.
„Wären Papa und Fürst Ferdinand nicht befreundet, dann hätte man uns doch gar nicht eingeladen“, maulte sie dann auch weiter.
„Mon Dieu“, schimpfte ihre Mutter. „Du tauchst hier in diesem unmöglichen Kleid auf. Und dann bist du auch noch schlecht gelaunt! Sei jetzt endlich still und lächle, wie sich das gehört.“
Stella trug ein dunkelgrünes Ballkleid, das sie sich nach Erhalt der Einladung selbst genäht hatte. Der Schnitt mit dem Miederoberteil, den kurzen Flügelärmeln und dem weiten Rock, der vorne etwas kürzer war, hatte ihr auf Anhieb gefallen. Der Taftstoff war für ihre Verhältnisse sündhaft teuer gewesen. Das Oberteil hatte aufgedruckte Rosen in einem etwas helleren Grün. Der Rock war einfarbig, erschien aber je nach Lichteinfall mal heller oder dunkler. Die Farbe passte wunderbar zu ihrem feuerroten Haar. Die anderen jungen Frauen trugen Ballkleider in Pastellfarben mit viel Tüll, und so fiel sie sofort auf.
Sie seufzte, als sie an die vielen Stunden dachte, die sie mit Nähen verbracht hatte, statt an ihrer Examensarbeit zu schreiben. Aber ein Ballkleid konnte sie sich nicht leisten, auch wenn sie im Moment ein Praktikum machte, und damit etwas Geld verdiente. Ihr Vater konnte mit Mühe den Stammsitz der Familie, ein kleines Schloss im Schwabenland, erhalten und somit war das Geld in der Familie knapp. Ihre Mutter und ihre Schwester hatten sich offenbar Kleider geliehen. Aber das wollte Stella nicht. Außerdem war das auch nicht unbedingt billig.
Ein Raunen ging durch den Raum als die große Flügeltür des Ballsaals geöffnet und die erste Familie aufgerufen wurde. Es dauerte sehr lange bis Stella und ihre Familie an der Reihe waren. Da sie nur von niedrigem Adel waren, gehörten sie zu den letzten.
Sie betraten den Saal und wurden namentlich vorgestellt: „Konrad Freiherr von Steineck, Marie-Christine Freifrau von Steineck, Princesse de Prouvault, Freiin Marie-Estelle von Steineck und Freiin Friedericke von Steineck. Auf einem Podium saßen der Fürst und seine Familie in thronartigen Sesseln. Ihr Vater verbeugte sich tief, Mutter und Schwester fielen links und rechts von ihr in einen Hofknicks. Stella blieb zunächst wie angewurzelt stehen. Ihr Blick fiel auf die Hand mit dem Ring am kleinen Finger, die auf einer Sessellehne ruhte. Sie errötete bis unter die Haarwurzeln und hoffte, dass Ludwig sie auf der Treppe nicht gehört hatte. Erst als ihre Mutter ihr ungehalten etwas zuraunte, vollführte sie ebenfalls einen eleganten Knicks. Neugierig blickte sie kurz auf und sah wie Ludwig sie anlächelte.
Der Fürst wechselte ein paar freundliche Worte mit seinem Freund Konrad, bevor die Familie den Saal verlassen konnte.
„Aus dem kleinen Wildfang ist wirklich eine hübsche junge Frau geworden“, meinte der Fürst schmunzelnd. Ludwig nickte zustimmend. Stella hatte die schlanke, grazile Figur ihrer Mutter geerbt. Ihre Schwester Friedericke dagegen wirkte etwas plump.
„Kommt bloß nicht auf die Idee, diese rothaarige Hexe ins Auge zu fassen!“, protestierte die Fürstin sofort.
Vater und Sohn grinsten sich verschwörerisch an.
***
Bis der Ball endlich begann, war Stella durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Sie kannte Ludwig schon immer. Die beiden Väter hatten gemeinsam das Internat besucht und waren seit dem Freunde. Ihre Familien hatten jedes Jahr zusammen eine Woche in der Sommerresidenz des Fürsten verbracht. Sie war ein sehr wildes Kind gewesen, während Ludwig immer still und zurückhaltend war. Obwohl er sechs Jahre älter war, hatten sie sich als Kinder prächtig verstanden. Als Teenager hatte sie dann von ihm geschwärmt. Aber seit er vor einigen Jahren an eine Universität in den USA gegangen war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und seit sie selber studierte, war sie kaum noch bei der Fürstenfamilie zu Besuch gewesen. Lieber hatte sie in den Semesterferien gearbeitet, um sich ihr Studium zu verdienen.
Ludwig tanzte brav mit allen potentiellen Heiratskandidatinnen. Stella verfolgte ihn immer wieder mit ihren Blicken. Wenn sich ihre Blicke trafen, errötete sie leicht. Er sah gut aus in seinem Smoking. Sein langes blondes Haar hatte er im Nacken mit einer schwarzen Schleife zusammengebunden.
Dann war es soweit, er stand vor ihr und forderte sie mit einer kleinen Verbeugung zum Tanz auf. Sie lächelte ihn scheu an und begab sich an seinem Arm zur Tanzfläche. Zunächst tanzten sie schweigend. Auf die Schmetterlinge, die plötzlich während des Tanzens in ihrem Bauch flatterten, war sie nicht gefasst.
„Ich habe jede Geburtstagskarte aufgehoben, die du mir während der ganzen Jahre geschickt hast“, sagte Ludwig leise. Stella lächelte, als sie daran dachte, wie sie ihm die erste Karte schrieb, als sie kaum schreiben gelernt hatte.
„Warum habe ich dieses Jahr keine bekommen?“, riss er sie aus ihren Gedanken.
„Oh, dieses Jahr wollte ich sie dir persönlich überreichen“, erwiderte sie lächelnd.
Leseprobe: Fehltritt ins Glück
„Oh, Entschuldigung!“
Susanne drehte sich zu der Person um, der sie auf den Fuß getreten war. Sie schaute direkt in ein schönes braunes Augenpaar. Für einen Moment nahmen diese Augen sie gefangen und sie meinte darin zu versinken.
„Es tut mir leid, ich habe nicht gemerkt, dass Sie so dicht hinter mir stehen“, versuchte sie sich zu entschuldigen.
„Es war wohl meine Schuld, ich dachte nicht, dass Sie so stürmisch sind.“ Der Mann lächelte sie freundlich an.
Die Firma, für die Susanne arbeitete, feierte ein Jubiläum und hatte an diesem Wochenende zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Am Empfang herrschte schon am Vormittag ein dichtes Gedränge. Ihr blaues Kostüm und das Namensschild am Revers wiesen Susanne als Mitarbeiterin aus. Sie hatte sich erkundigt, ob die Gruppe aus der Budapester Filiale, die sie führen sollte, schon eingetroffen war. Der Mitarbeiter am Tresen übergab ihr eine Mappe mit den notwendigen Informationen und zeigte ihr, wo die Gruppe auf sie wartete. Sie wollte so schnell wie möglich dorthin gehen. Deswegen hatte sie einen Schritt rückwärts gemacht und war ihrem Hintermann auf den Fuß getreten.
Immer noch etwas verwirrt machte sie sich auf den Weg zu der Sitzgruppe, in der die Ungarn Platz genommen hatten. Als sie sich nochmals kurz umsah, bemerkte sie, dass der Fremde ihr nachschaute. Sie versuchte sich auf die Führung zu konzentrieren, denn es war das erste Mal, dass sie so etwas machte. In den Wochen zuvor hatte sie einige Schulungen absolvieren müssen, um sich in die Abläufe der einzelnen Abteilungen einzuarbeiten. Sie hatte zwar ihre Notizen dabei, aber ihr Ehrgeiz ließ es nicht zu, dass sie dauernd ablas.
Auf Ungarisch begrüßte sie die Besucher und stellte sich vor. Dann erklärte sie in groben Zügen den Rundgang, den sie zusammen machen würden. Die Besucher freuten sich, dass sie eine Führung in ihrer Landessprache erhielten. Als alle ihren Kaffee ausgetrunken hatten, ging Susanne mit ihnen los. Sie war sehr konzentriert und vollkommen vertieft in die Erklärungen. Deshalb war ihr zunächst gar nicht aufgefallen, dass der Fremde sich ihnen angeschlossen hatte. Erstaunt zog sie die Augenbrauen hoch, als sie ihn erblickte. Die Gruppenmitglieder waren sehr interessiert und stellten viele Fragen, so dass sie nicht viel Zeit hatte, über diesen Mann nachzudenken.
Am Ende des Rundgangs brachte sie die Gruppe in das Personalrestaurant, wo ein kleiner Imbiss für sie vorbereitet worden war. Der Sprecher der Gruppe bedankte sich für die sehr gute und interessante Führung und bat sie noch zu bleiben.
„Es tut mir leid, aber die nächste Gruppe wartet schon auf mich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Aufenthalt und dann eine gute Heimreise.“
Jeder einzelne verabschiedete sich mit einem Händedruck von ihr. Dann musste sie sich beeilen, um noch einigermaßen pünktlich die nächste Gruppe in Empfang zu nehmen. Zügig eilte sie zurück zum Empfang.
„Oh Gott, rennen Sie doch nicht so“, rief plötzlich jemand hinter ihr.
Sie sah sich um. Leicht verärgert dachte sie: Was will der Typ von mir? Laut sagte sie: „Es tut mir leid, ich war zu lange unterwegs, die nächste Gruppe wartet schon auf mich. Ich habe absolut keine Zeit.“
„Was im Himmels Willen war das für eine Sprache, die Sie da gesprochen haben?“
Sie sah ihn verdutzt an. „Ungarisch. Warum?“ Dann lachte sie plötzlich laut los. „Jetzt sagen Sie nur, Sie haben die ganze Führung mitgemacht und nicht ein Wort verstanden.“
Er lachte ebenfalls. „Genauso ist es.“
„Sorry, ich hab jetzt echt keine Zeit für Sie. Die nächste Führung ist auf Englisch, vielleicht klappt das ja besser“, schlug sie scherzhaft vor.
Nachdem sie die nächste Gruppe in Empfang genommen hatte, schloss er sich tatsächlich wieder an. Sie sah ihn erstaunt an, sagte aber nichts. Diese Besucher waren ganz und gar nicht so freundlich und zuvorkommend wie die Ungarn. Es waren Amerikaner und Susanne hatte manchmal Mühe, um ihre Aussprache zu verstehen. So war sie heilfroh, als sie die Gruppe nach der Führung in der Cafeteria einem der Manager übergeben konnte.
Ihr taten die Füße weh, denn sie war es nicht gewohnt stundenlang auf Pumps zu laufen. Da sie eine knappe Stunde Pause hatte, spazierte sie gemütlich in den nahegelegenen Park, setzte sich auf eine Bank und zog die Schuhe aus. Es war ein milder Frühsommertag. Nach dem Trubel der letzten Stunden genoss sie zunächst mit geschlossenen Augen die Ruhe und das Zwitschern der Vögel. Genau in dem Moment als sie in das Sandwich beißen wollte, das sie sich aus der Cafeteria mitgenommen hatte, setzte sich der Fremde zu ihr.
„Guten Appetit“, sagte er und lächelte sie an.
Sie stöhnte innerlich, bedankte sich aber artig und biss herzhaft zu.
Er wartete bis sie fertig gegessen hatte, bevor er sie ansprach. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich so aufdringlich bin. Aber so einfach kommt man nicht davon, wenn man mir auf die Füße tritt“, versuchte er zu scherzen.
„Ich denke, ich habe mich bei Ihnen entschuldigt. Sie werden mir das jetzt ja wohl nicht ewig nachtragen wollen. Zudem standen Sie sehr dicht hinter mir. Von Abstand halten, habe Sie wohl noch nie etwas gehört?“ Sie klang leicht gereizt, was sie auch war.
Sie schaute ihn jetzt genauer an. Er sah eigentlich nicht schlecht aus. Das dunkle wellige Haar trug er unten kurz und oben etwas länger. Seine Gesichtsform war eher eckig und er hatte ein kleines Grübchen am Kinn. Die braunen Augen waren groß und mandelförmig, seine Nase fand sie eine Spur zu breit. Aber sein Mund zog ihren Blick magisch an. Er hatte relativ volle Lippen, die sich schon wieder zu einem gewinnenden Lächeln verzogen hatten.
„Wo hab ich denn nur meine guten Manieren gelassen“, spottete er.
„Was wollen Sie von mir? Und wer sind Sie überhaupt?“ Wieder hatte sie die Augenbrauen hochgezogen und sah ihn durchdringend mit ihren runden grün-grauen Augen an. Diese Augen faszinierten ihn. Sie hatte sie mit einem Hauch von silbrig glänzendem Lidschatten betont. Die getuschten Wimpern standen wie ein Kranz um diese Augen, was sie wie Sterne leuchten ließ.
„Zunächst zu Ihrer zweiten Frage, mein Name ist Thomas Beckmann“, er deutete eine kleine Verbeugung an. „Was ich von Ihnen will? Ich möchte Sie gerne näher kennenlernen.“ Er deutete auf ihr Namensschild. „Vorausgesetzt es gibt keinen Herrn Weber, der eifersüchtig werden könnte.“
Unbewusst schüttelte sie leicht den Kopf. Sie wusste zunächst nicht, was sie antworten sollte. Einerseits war er ihr etwas zu aufdringlich, andererseits wirkte er interessant auf sie.
„Hören Sie Herr Beckmann, ich muss gleich den nächsten Rundgang machen. Ich bin hier noch den ganzen Tag beschäftigt und habe leider keine Zeit für eine private Unterhaltung.“
„Schade, aber irgendwann haben Sie doch sicher Feierabend, oder?“
„Ja, aber dann bin ich total kaputt. Ich dachte nicht, dass das so anstrengend ist.“
„Und morgen, sind Sie da auch im Einsatz?“
Sie nickte seufzend.
„Wäre es sehr unverschämt, wenn ich Sie um Ihre Handynummer bitten würde?“
Wieder zog sie die Augenbrauen hoch. „Das geht mir jetzt aber entschieden zu schnell. Ich kenne Sie doch gar nicht.“
„Na ja, aber irgendwie müssen Sie uns schon die Gelegenheit geben, um das zu ändern.“ Er wollte um keinen Preis aufgeben.
Sie sah auf ihre Armbanduhr und seufzte. „Es tut mir leid, ich muss los.“ Sie schlüpfte wieder in ihre Schuhe und stöhnte leise auf. „Diese Dinger bringen mich noch ins Grab.“
Er nestelte in seiner Jackentasche und übergab ihr dann seine Visitenkarte. „Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie Zeit haben. Ich möchte Sie jetzt nicht weiter belästigen.“
Sie sah ihn erstaunt an. „Ja gut. Dann also tschüs.“ Und weg war sie. Sie hatte nicht auf die Karte geschaut, sondern sie einfach in ihre Jackentasche gesteckt.
Der Nachmittag verlief ebenso turbulent wie der Vormittag und Susanne hatte Thomas total vergessen. Erst am Abend, als sie im Zug saß und nach Hause fuhr, fiel ihr die Visitenkarte wieder ein. Sie nahm sie zur Hand. Dr. med. Thomas Beckmann und seine Mobilnummer waren darauf zu lesen. Mehr nicht. Sie überlegte, wie alt er wohl sein mochte. Sie meinte, dass er als promovierter Mediziner mindestens Mitte dreißig sein müsste. Sie seufzte leise, als ihr einfiel, dass sie ja auch in wenigen Tagen 28 Jahre alt wurde. Und außer ihrem Vater und ihrem Bruder gab es leider auch keinen Herrn Weber, der eifersüchtig über sie wachte. Sie war seit einem halben Jahr wieder Single. Nach zwei unglücklich verlaufenen Dates hatte sie beschlossen, ihr Alleinsein zu genießen. Seit der Trennung von ihrem Lebenspartner lebte sie wieder bei ihren Eltern, da sie einfach keine bezahlbare Wohnung fand. Ihre Mutter verwöhnte sie und nahm ihr fast alles ab. So ganz gefiel ihr das zwar nicht, denn sie war seit ihrem Studium an Selbständigkeit gewöhnt. Andererseits verschaffte ihr das genügend Zeit, um nach Feierabend an ihrer Dissertation zu arbeiten. Sie hatte schon immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern gehabt und das Zusammenleben verlief weitgehend problemlos. Ihre beiden älteren Geschwister waren bereits verheiratet und so war reichlich Platz in dem elterlichen Reihenhaus.
Sie drehte die Visitenkarte in ihren Händen und überlegte, ob sie ihn anrufen sollte. Entschied sich aber dagegen, denn sie wollte ihn noch etwas zappeln lassen.
„Na Kindchen, so nachdenklich“, sagte die Mutter als sie beim gemeinsamen Abendessen auf der Terrasse saßen.
„Nein, eigentlich bin ich nur todmüde. Es war ein sehr anstrengender Tag. Ich hoffe, es ist morgen etwas ruhiger.“ Tatsächlich hatte sie über ihre Begegnung mit Thomas nachgedacht. Aber darüber wollte sie auf keinen Fall reden. Sie wusste immer noch nicht so richtig, was sie von ihm halten sollte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie seine braunen Augen und sein sympathisches Lächeln deutlich vor sich. Aber sie wollte ihn noch nicht anrufen. Sie nahm sich vor, erst mal eine Nacht darüber zu schlafen.
Auch der Sonntag war sehr anstrengend für Susanne gewesen und sie fiel abends müde und mit schmerzenden Füßen ins Bett. Am Montagmorgen erschrak sie, als der Wecker klingelte. Sie fühlte sich immer noch total erschöpft. Missmutig stand sie auf und machte sich auf ihre morgendliche Joggingrunde. Es war schon ziemlich warm und ihre Füße schmerzten immer noch. Deshalb kürzte sie ihre Runde ab. Danach duschte sie ausgiebig und machte sich dann auf den Weg zum Bahnhof. Dort kaufte sie sich einen Kaffee und ein Croissant und bestieg wenige Minuten später den Zug in Richtung Basel. Unterwegs überlegte sie sich, ob sie nicht doch nochmals versuchen sollte, eine Wohnung in Grenznähe zu finden. Das tägliche Pendeln ging ihr auf die Nerven. Jeden Morgen und jeden Abend eine Stunde Zugfahrt, das wurde ihr allmählich zu viel. Vor allem war der Zug morgens meistens total überfüllt, so dass sie nicht arbeiten oder in Ruhe lesen konnte. Sie beschloss, sich mal bei den Arbeitskollegen umzuhören.
In gereizter Stimmung kam sie an ihrem Arbeitsplatz an. Und dort ging dann auch alles schief, was nur schief gehen konnte. Genervt begab sie sich um kurz nach neun Uhr zur Kaffeepause in den Aufenthaltsraum.
„Hey Susa, was ist los? Schlechtes Wochenende gehabt?“ fragte einer der Kollegen, mit denen sie sich regelmäßig zur Pause traf.
„Was heißt hier schlechtes Wochenende? Ich war das ganze Wochenende hier und hab eine Führung nach der anderen gemacht. Das war total anstrengend. Meine Füße tun mir immer noch weh.“
„Warum hast du denn heute nicht frei genommen?“
Sie zuckte müde mit den Schultern. „Ich habe das wirklich unterschätzt.“ Sie trank einen Schluck Kaffee. „Sagt mal, weiß mir jemand von euch eine Wohnung in der Nähe? Ich bin die ewige Zugfahrerei einfach satt.“ Die Kollegen verneinte alle, versprachen aber, sich umzuhören.
„Inseriere doch mal in den Kleinanzeigen im betriebsinternen Intranet“, schlug eine Kollegin vor.
Sie bedankte sich bei der Kollegin für die gute Idee. Sobald sie ein paar ruhige Minuten hatte, wollte sie ein entsprechendes Inserat aufgeben.
„Frau Weber, Telefon für Sie!“ Eine Mitarbeiterin kam atemlos in den Aufenthaltsraum gerannt.
„Wer ist es denn? Sie haben doch wohl hoffentlich aufgelegt und sich die Nummer geben lassen?“
„Nein, der hat sich einfach nicht abschütteln lassen. Irgendein Doktor Sowieso. Er will warten, bis Sie wieder im Betrieb sind.“
Genervt erhob sich Susanne und ging in die Garderobe, um sich für den Pharmabereich umzukleiden. An ihrem Arbeitsplatz angekommen nahm sie den Hörer auf, wobei sie sich im Stillen ärgerte, dass die Mitarbeiterin einfach ihr Telefon abgenommen hatte.
„Hallo Susanne, hier ist Thomas.“
„Thomas?“, fragte sie ungläubig. Sie wusste zunächst nicht, wer sie anrief.
„Ja, wir haben uns doch am Samstag kennenlernt. Ich hatte gehofft, dass Sie mich am Wochenende anrufen. Oder bin ich Ihnen so unsympathisch?“ Sie meinte sein Lächeln zu hören.
„Ja ähm, nein, natürlich nicht. Ich war einfach zu müde. Aber woher haben Sie meine Nummer?“, fragte sie erstaunt.
Er lachte laut. „Na ja, ich weiß ja wo Sie arbeiten. Und da es zum Glück nur eine Susanne Weber bei Ihnen in der Firma gibt, hat mich die Telefonzentrale verbunden.“
„Ach so ja, hm.“ Sie war total verwirrt und wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Ich würde Sie wirklich gerne näher kennenlernen. Wie sieht es denn nächstes Wochenende aus?“
„Nein, das geht nicht, da haben wir einen Geburtstag in der Familie.“
„Das ganze Wochenende?“
Sie lachte. „Ja bei uns ist das immer ein Riesenereignis. Den ganzen Samstag wird zunächst das ganze Haus geputzt. Danach wird gebacken und das Essen für Sonntag vorbereitet. Und dabei muss ich meiner Mutter zur Hand gehen.“
Er seufzte. „Und in zwei Wochen?“
„Moment bitte, ich schau mal in meinen Kalender. Also, am Sonntag wäre es möglich.“
„Prima. Wo wollen wir uns treffen? Oder wollen Sie mir nicht doch lieber Ihre Handynummer verraten? Dann überlege ich mir was und schicke Ihnen dann eine Nachricht.“
Susanne gab sich geschlagen und diktierte ihm die Nummer. Dann verabschiedeten sie sich.
Der ist ja ganz schön hartnäckig, dachte sie.
Während der nächsten Stunden fiel es ihr schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Sie meinte ständig seine braunen Augen und seinen schönen Mund vor sich zu sehen.